Deklinationen (Einführung) ^

Jedes lateinische Substantiv und Adjektiv gehört einer bestimmten Deklinationsklasse an, nach deren Schema die Formen der einzelnen Fälle gebildet werden, z.B.: aqua: a-Dekl., puer: o-Dekl.; frater: Kons.Dekl..
Da die Kenntnis der Deklinationsklasse und des Geschlechts für die Bestimmung der einzelnen Formen unerläßlich ist, wird zu jedem Substantiv neben dem Nominativ auch der Genetiv und das Geschlecht angegeben. Dadurch wird eine eindeutige Zuordnung des Wortes zu einer bestimmten Deklinationsklasse ermöglicht. So gehören Wörter auf -us mit Genetiv -i der o-Deklination an und sind meist maskulin; Wörter auf -us mit Genetiv -oris gehören hingengen zur konsonantischen Deklination und sind neutra; dagegen weist der Ausgang -us, -us auf die u-Deklination.
Der Stamm endet bei Wörtern der o-Deklination auf -o, in der a-Deklination auf -a, in der konsonantischen Deklination auf einen Konsonanten. Am deutlichsten erkennt man die Deklinationsklasse am Abl.Sg..

Allgemeine Deklinationsregeln für Substantive und Adjektive

Wesentlich wichtiger als die theoretische Beherrschung der folgenden Angaben ist die Formenbestimmung anhand des Kontexts.
 
  Singular Plural 
Nominativ Der Nominativ Sg. hat als Zeichen -s (o-Dekl. m., Kons. Dekl. f., i-Dekl. f., u-Dekl., e-Dekl.) oder 0 (alle anderen). Bei Neutra ist der Nominativ mit dem Akkusativ formengleich.  Der Nom. Pl. hat in der a-/o-Deklination dieselbe Form wie der Gen. Sg., alle anderen Deklinationen bilden den Nom. Pl. wie den Akk. Pl.
Genetiv Die Genetivendung des Sg. lautet -i (o-Dekl. [ohne -o]; [a-Dekl.: altl. -ai > -ae]; e-Dekl.) bzw. -is (In der u-Dekl. wird -ui- zu langem -u- verändert.)  Der Gen. Pl. hat in der a-/o-Deklination und in der e-Dekl. die Endung -rum, in allen anderen Deklinationen -um. Wörter der konsonantischen Deklination, deren Stamm auf mehr als einen Konsonanten endet (z.B.: urbs) oder in Nominativ und Genetiv gleich viele Silben haben (z.B.: navis), gehören der sog. "Mischdeklination" an und haben die Endung -ium (wie die i-Dekl.). Ausnahmen sind Verwandtschaftsbezeichnungen wie patrum (pater), parentum (parentes)
Dativ Der Dativ Sg. endet auf -i, außer der a-Dekl.: -ae (vgl. Gen.) und der o-Dekl.: -o. In der i-Dekl. endet er auf einfaches -i, in den Neutra der u-Dekl. auf -u Der Dat. und Abl. Pl. endet in der a-/o-Deklination auf -is, alle anderen Deklinationen bilden den Dat. und Abl. Pl. mit der Endung -bus. Dabei schiebt die konsonantische Deklination zwischen Stamm und Endung ein kurzes -i- ein. In der u-Deklination wird im Dat. und Abl. Pl. das -u des Stammauslautes meist zu -i abgeschwächt. 
Akkusativ Der Akkusativ Sg. wird durch Anhängen eines -m an den Stamm gebildet. Das kurze -o der o-Deklination wird dabei zu -u abgeschwächt. Beim Neutrum lautet der Akk. immer wie der Nom.  Der Akkusativ Pl. entspricht dem Abl. Sg. + -s. Die i-Dekl. ersetzt -is meist durch -es. 
Vokativ Der Vokativ ist fast immer formengleich mit dem Nominativ (und wird daher nicht eigens angegeben). Nur bei den Wörtern der o-Deklination auf -us lautet die Endung -e, bei Wörtern auf -ius entfällt das -us (z.B.: filius: fili !). 
Ablativ Der Ablativ Sg. endet immer auf den gelängten Stammvokal (-a, -e, -i, -o, -u); in der konsonantischen Deklination wird kurzes -e an den (konsonantisch auslautenden) Stamm angehängt.  = Dat. Pl. 

Besonderheiten in der Deklination von Substantiven und Adjektiven

(In Aufbau)
Nominativ der o-Deklination
Statt -us und -um finden sich nach u oder v die älteren Endungen -os und -om: mortuos (= mortuus), servos (= servus), servom (= servum). (=> Lautlehre)
Vokativ der o-Deklination
Nur die Wörter der o-Deklination haben einen eigenen vom Nominativ unterschiedenen Vokativ, z.B.: domine.
Eigennamen auf -ius haben im Vokativ Singular -i (durch Kontraktion), z.B.: Gaius - Gai!, mi fili (mein Sohn) ! Ebenso im Nom. Pl.: Pompei, -iorum; plebei, plebeiorum
Alte Endungen des Genetiv Singular in der a-Deklination
sind -as (nur in pater familias - Hausvater) und -ai (z.B.: Romai, patriai; statt Romae, patriae)
Akkusativ Plural auf -is in der Misch- und i-Deklination
Wörter der "Misch" und der i-Konjugation haben als Stamm ein -i; der Akkusativ Plural setzt sich aus dem Stamm mit gelängtem Auslautvokal und dem Zeichen -s zusammen, also dominas, dominos, res, casus und in den i-Deklinationen -is (turris). Allerdings wurde dieses -is der Misch- und i-Deklination durch paradigmatischen Ausgleich mit der konsonantischen Deklination durch -es (z.B.: leges) verdrängt, das wesentlich häufiger wurde als das ursprüngliche -is und daher in den Grammatiken meist als die alleinige Form geführt wird.